Es kam, wie es kommen musste. Es gab einen Ball. Ich durfte sie begleiten. Es sollte der schönste Tag in meinem Leben werden, zumindest dachte ich dies. Ich freute mich wie ein kleines Kind. Um sie zu überraschen, ließ ich mir mit den letzten Ersparnissen, die wir einnahmen ein Kleid nähen, das mir gut zu Gesicht stand. Es war zwar nicht annähernd so prachtvoll wie das meiner neuen Freundinnen, aber ich fühlte mich damit wie eine große Frau von Welt. Ich war so glücklich … verdammt war ich glücklich. Doch mein Glück war nur von kurzer Dauer, denn schon bald kam das bittere Erwachen.
Wir standen vor einem Tor, das zum Eingang des Ballsaals führte. Ein Ritual, das bei den feinen Leuten wohl so üblich war. Jedes Mädchen durfte es passieren. Freudig sah ich den Mädchen zu. Goldstaub rieselte auf ihnen herab. Sie funkelten und glitzernden noch mehr. Dann war ich an der Reihe. Doch was mich erwartete war alles andere als ein Goldsegen. Es war flüssiges Pech, das auf mich herab regnete. Schwarz, klebrig und es stank nach Jauche … Ich war fassungslos … Tiefes Gelächter war zu vernehmen von allen Seiten. Sie spotteten über mich, zeigten mit ihren Fingern auf mich. „Dummes Mädchen … Hast du wirklich geglaubt, du bist eine von uns?“ „Uh... ist die hässlich...“ „Geh doch lieber in den Stall zu den Schweinen, wo du hin gehörst, du hast hier nichts verloren …“ Ich habe mich noch nie so sehr geschämt.
Ich ging weiter, Schritt für Schritt mit gesenktem Kopf, hielt meine Tränen zurück. Denn sie hatten keine einzige davon verdient. Die Rufe wurden lauter, so dachte ich, doch tatsächlich war der Grund ein anderer. Ich wurde mit etwas beworfen, es roch intensiv nach faulen Eiern und Kot. Wo ist nur das Loch in das ich mich verkriechen kann? Konnte es noch schlimmer werden? Die Antwort ist ein schlicht und ergreifendes …. JA „Seht nur … die Ohren …“ „Und die Nase ...“ Die Rufe verstummten. Panisch legte ich die Hände an mein Gesicht. Es war spitz und haarig. Ich konnte spüren, wie meine Vorderzähne wuchsen und biss mir meine Hand blutig. Verdammt, was geschieht nur mit mir? Ich hatte Angst, schreckliche Angst. Mein Körper begann zu krampfen. Er schmerzte … ich stieß einen spitzen Schrei aus, der sich wie ein Quieken anhörte. Ich konnte spüren, wie meine Knochen knackten als ich wie ein nasser Sack zu Boden ging, in mich zusammen fiel und förmlich in mein Kleid hinein schrumpfte. Von den Blicken verborgen grub ich meine vermeintlichen Hände in den Stoff, die nun zu spitzen Krallen geworden waren. Ich zitterte am ganzen Leib und wagte es nicht, mich von der Stelle zu rühren. Es fühlte sich an, wie eine Ewigkeit und war nicht mehr als ein Wimpernschlag.