Niedere Feen

Die Feen waren klein und groß, zierlich oder plump. Manche entsprachen den Wesen, von denen die Legenden erzählten. Mit überirdischer Schönheit und leuchtendem Haar gesegnet, die Züge von Masken bedeckt, damit kein menschliches Auge sie ohne Erlaubnis erblickte. Sie hatten in den Logen Platz genommen, die von Vorhängen gesäumt waren, um sich vor allzu neugierigen Blicken zu schützen. Die anderen waren deformiert, kleinwüchsig oder so riesig, dass sie nicht auf den Stühlen sitzen konnten. Sie besaßen drei Arme oder nur ein Bein, die Schwimmhäute eines Frosches oder die Haut eines Salamanders.

Sie sind abgrundtief hässlich oder überirdisch schön. Grausam oder freundlich. Scharfsinnig und beängstigend intelligent oder ebenso dumm wie brutal. Die schöpferische Macht des Feenkönig ruht niemals und sie erschafft ständig neue Kreaturen aus seinen Träumen. Manchmal sind es feenartige, menschenähnliche Geschöpfe, zu anderen Zeiten Feenbestien, Monstrositäten, die furchterregend und gefährlich sind und die selbst hohen Feen gefährlich werden können. Dabei ist die Beschaffenheit dieser aus Träumen geborenen Kreaturen nahezu grenzenlos.


Die meisten niederen Feen verdingen sich an den Höfen der hohen Feen als Diener, die ansehnlicheren von ihnen nehmen oftmals einen Platz in deren Gefolge ein. Manche werden sogar zum Schoßtier einer hohen Fee und bleiben ständig an ihrer Seite.


Viele niedere Feen besitzen einen Makel. Buckel, einen zu großen Mund, eine seltsame Augenfarbe. Einen haarigen Körper, zu große Gliedmaßen oder einen ungewöhnlichen Körperbau. Sie sind riesig oder kleinwüchsig, völlig haarlos oder besitzen Klauen. Niemand kann vorhersehen, was die Träume des Feenkönigs ins Mondreich entlassen.


Auch niedere Feen besitzen ein Interesse am Reich der Sonne. Ebenso wie hohe Feen sind sie jedoch vom Sonnenfluch betroffen, wie alle Kreaturen, die dem Mondreich entstammen. Zudem finden sie im Menschenreich keine Nahrung. Anders als hohe Feen benötigen sie Speisen, um zu überleben, und ihr Organismus ist dem Mondreich und seinen Erzeugnissen angepasst. Menschenspeisen sind häufig unverträglich oder gar giftig für sie.


Niedere Feen können fühlen, wenngleich ihr Gefühlsleben sich stark von dem eines Menschen unterscheidet. Dies beruht schon allein auf der Tatsache, dass es im Feenreich geprägt wird - und dass diese Geschöpfe nicht von Menschen abstammen.


Nicht jede niedere Fee besitzt Zauberkräfte. Jene, die es tun, können meist ihre wahre Gestalt verschleiern oder kleinere magische Effekte hervorrufen, wie einen Sternenschauer oder einen Luftzug, ein Klappern oder Rascheln, das es nicht gibt. Manche von ihnen sind boshaft und verursachen Unruhe und Schaden, andere sind freundlich und spielerisch. Allerdings bleibt ihnen eines mit den hohen Feen gemein: sie sind keine Menschen und können niemals mit menschlichen Maßstäben gemessen werden.