Beinahe jedes Haus in Sorieska erzählt seine eigene Geschichte und so auch das Teehaus "Zum roten Schleier". Am Rande zum Hafen in Unterstadt gelegen, war es früher häufig die erste Anlaufstelle für einsame Matrosen auf der Suche nach käuflicher Zuwendung. Einzig der Name, auf einem verwitterten Holzschild, und die alte Serjisa Bauweise erinnern noch an die verruchte Vergangenheit.
Neuer sandfarbener Putz, geschwungene Ornamente, bunte Glasfenster, niedrige Tische und Sitzgelegenheiten, breit gespannte rote Sonnentücher, aus Samanhar deuten schon von Außen den neuen Verwendungszweck an. Doch erst Abends, erinnert es wahrlich an die heissen Wüstenstädte. Kupferlaternen mit bunten Gläsern und Fackeln tauchen sowohl das Äußere, als auch das Innere in angenehm warmes Licht.
Betritt man nun den Schankraum des Teehauses durch die große mit Blattgold ornamentierte Doppeltür betritt man wahrlich Arjisthan. Landestypische Bodenfliesen und zahlreiche Teppiche pflastern das offene, ebenerdige Stockwerk, die Wände zum größten Teil mit Stoffen in warmen Farben behangen, während von der Decke zahlreiche Lampen und Goldene Verzierungen hängen. Bequeme, mit Samt und Seide bezogene Möbelstücke laden zum verweilen ein, kunstvolle Wasserpfeifen und Teekannen stehen ebenso bereit, wie süße und pikante Köstlichkeiten aus dem Heimatland des Besitzers Siral Al`Shazir. Doch das Prunkstück dieses Hauses, ist ein großer aufwendig gearbeiteter Tisch im hinteren Bereich, nahe der massiven Holztheke. Mit Goldfadenstickerreien deutete der Schöpfer hier eine Ovale Rennbahn auf dem roten Samt an. Sieben Kupferne Kamelnachbildungen, verraten erst auf den zweiten Blick, dass sie die eigentlichen magischen Akteure bei einer Wettveranstaltung bilden. Der Hausherr scheint stets ausgelassen und gastfreundlich, auch wenn er manchmal seinen Unmut über das kalte Klima verlauten lässt, trägt dennoch die arjisthaner Seide, wenn auch mehr Schichten als üblich. So manch ein Gast konnte ihn schon zu einer direkten Wette überreden, doch gerüchteweiser, hat er noch nie eine solche verloren.
Doch auch wenn es gemütlich wirkt, nur selten herrscht hier langweile. An manchen Abenden tanzen hier samanharitische Frauen, mit klimpernden Goldplättchen und wild wehender Seide zur Musik der Spielleute aus den verschiedensten Teilen Samanhars. Auch lässt er vielversprechenden Reisenden gerne ein mal die Chance sich vor Publikum zu beweisen, oder stellt dem ein oder anderen Geschäftsmann eines der wenigen Séparée für einen Unkostenbeitrag zur Verfügung.
Doch nicht jeder Bereich des Teehauses, steht jedem Gast hier offen. Die privaten Gemächer im oberen Bereich, ebenso wie die Gewölbe tief unter dem Gebäude, werden von einem ganz besonderen Wächter beschützt. Der abgerichtete Wüstenhund sitzt stets wachsam und hörig im Türrahmen zum abgehenden Flur, hinter der Theke und lässt keinen anderen passieren als den Hausherren selbst, seinen Vertreter Zustran oder jemanden in Begleitung eben dieser beiden.