[Das Silberband] Kapitel 1

  • Gemea, Weinmond 1604


    Ich erinnere mich an diese Nacht, als wäre es gestern gewesen, obgleich seither eine unendlich lange Zeit verstrichen ist. Es war im Weinmond, als sich die Blätter der Bäume golden verfärbt hatten und die Nächte kühl genug waren, dass selbst mein dicker Umhang den Wind nicht von mir abhalten konnte. Das Jahr 1604 neigte sich dem Ende zu. Ein Jahr wie viele andere in Gemea, gezeichnet von dem ewigen Konflikt zwischen Schattenwandlern und Hexen. Von Ränken, Intrigen und Machtkämpfen.


    Doch in dieser Nacht, wie in allen Vollmondnächten, die seit Seraphias Fluch ins Land gezogen waren, kamen die herrschenden Familien der Stadt friedlich zusammen - so friedlich, wie es den verfeindeten Kindern von Sonne und Mond möglich ist.


    Der Wind wühlte das blutige Wasser des Sephris unter den Brücken auf, über die die Kutschen der Fürstenfamilien zur Kathedrale des Lichts fuhren. Wie zu jeder Vollmondzeremonie, waren die Straßen von Menschen gesäumt, die einen Blick auf die herrschenden Familien Gemeas erhaschen wollten. Auf Candia Bredanis, die mächtige Fürstin des Sonnenhofes, und Magnas Angelis, den gefürchteten Nachtfürsten. Doch in dieser Nacht sollten es nicht die Fürsten sein, die aller Augen auf sich zogen. Das Schicksal hatte eine junge Hexe und einen jungen Schattenwandler ausgewählt, um zu den Hauptdarstellern dieses grausamen Theaterstückes zu werden: Silvea Adamares und Iago Fabrian.


    Oh, niemand ahnte, was geschehen würde, als Silvea und Iago die Kutschen ihrer Familien verließen. Es war Silveas erste Vollmondzeremonie und Furcht und Neugier wetteiferten auf den zarten, porzellanartigen Zügen des jungen Mädchens, als es die hell erleuchtete Kathedrale mit großen Augen musterte.


    Iago dagegen hatte bereits seinen zwanzigsten Sommer erlebt. Ein junger Mann, auf dem die Hoffnungen seiner Familie ruhten, vielleicht eines Tages zu einem Herausforderer der Angelis werden zu können. Denn Iago war mächtig. Stark. Und so vollkommen frei von Ambition, dass sein Vater seiner Mutter stets vorwarf, dem Jungen zu viele romantische Flausen in den Kopf gesetzt zu haben.


    Es mag Zufall gewesen sein, dass der Glockenturm die elfte Stunde schlug, als sie unbemerkt voneinander durch das Portal der Kathedrale traten und ihre gläserne Kuppel passierten. Doch ich glaube, dass es ein Vorbote des Schicksals war. Die Stimme der Glocken, die ankündigte, was geschehen würde, sobald sie einander zum ersten Mal gegenüberstanden.


    Der Garten der Kathedrale war von unzähligen Hexenlichtern erleuchtet. Hellen Kugeln, die in den Bäumen saßen und den Garten in ein sanftes Licht tauchte, das die Furcht der Hexen vor dem Mond bekämpfen sollte. Doch alle Aufmerksamkeit ruhte auf dem riesigen Auge des Vollmondes hinter dem steinernen Altar, an dem der Gabentausch vollzogen wurde. Es blickte wachsam auf den Rücken der Lichtstimme, die von seinem Silberlicht gerahmt wurde, als trüge sie eine Gloriole. Auf den Kreis der versammelten Priesterinnen in ihren weißen Gewändern, deren Gesang sich süß mit dem Rauschen der Bäume vermischte. Und auf die Hexen und Schattenwandler, die in den Garten strömten, um ihre Plätze einzunehmen.


    Es war, als wäre es Seraphia selbst, die über die Zeremonie wachte. Denn so nennt man den Vollmond in Gemea seit jener Nacht, in der sich der machtvolle Fluch über der Stadt entfaltet hatte: Seraphias Auge. Seraphias Auge, das wachte. Seraphias Auge, dessen Blick … auf Silvea und Iago gefallen war.


    Die zwölfte Stunde.


    Oh, eine Ewigkeit schien ins Land zu ziehen, bis sie anbrach. Die Familien waren unruhig in dieser Nacht. Es mochte am eisigen Kuss des Herbstwindes liegen - oder daran, dass sich eine tiefe Ahnung unter ihnen ausbreitete, je mehr Zeit ins Land zog. Eine Ahnung, die niemand greifen, niemand verstehen konnte. Doch sie prickelte in der Luft und füllte jeden Atemzug mit einem nervösen Kribbeln.


    Nur kurz zuvor hatten Magnas und Candia die Kathedrale betreten, gefolgt von ihren Familien wie von einer Schleppe aus Licht und Schatten. Und so erschienen sie. Der schwarzhaarige Fürst der Nacht, der mit der Dunkelheit verschmolz, so wie seine Familie, und die Sonnenfürstin mit dem flammend roten Haar, die selbst in der Nacht funkelte wie ein Strahl aus reinem Licht, als wollte sie die Schwärze verspotten, die sie doch so sehr fürchtete. So sehr wie alle Hexen.


    Der Wind frischte auf, als die zwölfte Stunde schlug. Als die Schattenwandler von der Macht von Seraphias Fluch in die Knie gezwungen wurden und Mondtränen aus ihren Augen quollen. Ihr schmerzerfülltes Aufheulen vereinte sich mit dem Wehklagen des Windes, als das wertvolle Nass über ihre Wangen rann und in ihren Händen zu diamantenen Tropfen erstarrte.


    Der Gesang des Windes begleitete auch den Moment, als das Sonnenblut von Candia Bredanis in die goldene Opferschale tropfte, die in den Händen der Stimme des Lichts ruhte. Als die Hohepriesterin es in das goldene Fläschchen füllte und es Magnas überreichte, während Candia die silberne Schatulle mit den Mondtränen entgegennahm. Schutz vor dem Mondlicht, das Wahnsinn über die Hexen brachte. Schutz vor dem Sonnenlicht, das die Wandler verbrannte. Die größten Schätze Gemeas, die Hexen und Schattenwandler zwangen, den Frieden zu wahren, ob sie es wünschten oder nicht. Denn ohne den Feind waren sie zum Untergang verdammt.


    Die anderen Familien folgten den Fürsten ihrem Rang gemäß. Die Lichtstimme sang und betete, während sie den Gabentausch vollzogen. Jede Familie mit ihrem Gegenstück.


    Bis … die Fabrian und die Adamares vor den Altar traten.


    Ein Wispern ging über den Kathedralengarten.


    Die Glocke des Glockenturmes schlug zweimal.


    Dann stand die Welt still.


    Es war der Augenblick, als Silvea aufsah. Als sich das nervöse Prickeln in ihrem Magen, das sie seit ihrem Eintritt in die Kathedrale verspürt hatte, stärker wurde. Als ihre Augen sich mit Iagos kreuzten.


    Und Silber aufflammte.


    Silvea schrie auf und der Laut wiederholte sich unzählige Male aus anderen Kehlen. Überraschtes Keuchen, ungläubige Ausrufe. Staunen.


    Iago taumelte zurück, die Augen weit, die Faust auf die Brust gepresst, als hätte er einen Stich ins Herz erhalten, während Silvea hilflos bebend die linke Hand hob. Auf ihren Puls starrte, von dem ein silbernes Band ausging, das sein Gegenstück in Iago fand.


    »Was im Namen der Lichtmutter …«


    Silveas Mutter trat vor ihre Tochter und packte grob ihr Handgelenk. Ein Wimmern kam über Silveas Lippen und Iagos Kopf zuckte empor. Seine Augen verengten sich und silbriger Rauch wirbelte über seinen Rücken, als sich seine Schwingen bildeten. Die riesigen rauchfarbenen Schwingen, die beinahe kein Schattenwandler besaß, der nicht zu der Linie der Angelis gehörte.


    Ein Sprung.


    Ein mächtiger Schlag seiner Schwingen.


    Seine Arme wanden sich um Silvea und rissen sie mit sich in die Wolken. Die junge Hexe schrie auf und klammerte sich in Todesangst an den Schattenwandler. Ihre Silhouetten noch für einen Herzschlag als dunkle Schatten vor dem Auge des Vollmonds zu sehen, dann waren sie verschwunden.


    Ein Silberband. Ein wahrhaftiges Silberband.


    Das Raunen ging über Hexen und Schattenwandler hinweg.


    Niemandem blieb verborgen, was es bedeutete. Ein mögliches Ende von Seraphias Fluch. Wenn ... ja, wenn es Silvea und Iago gelang, zu überleben.


    Was noch kein Träger des Silberbandes vor ihnen vermocht hatte. Denn jede Hexe war noch vor dem Tag ihrer Hochzeit in die Fluten des Sephris gestürzt.


    »Er hat sie entführt! Der verfluchte Schattenwandler hat sie entführt!«


    "Er wird dafür bezahlen!"


    Der Ruf ging über den Kathedralengarten hinweg und und die Luft füllte sich mit Anspannung. Stahl zischte, Schatten wirbelten wie Tinte in einem Wasserglas und ließen Klauen aufblitzen.


    »Achtet auf Eure Worte.« Eine gefährlich gezischte Antwort.


    Die Adamares und die Fabrian bewegten sich aufeinander zu. Eine Welle aus Gefahr, die drohte, aufeinanderzuprallen. Es wurde laut im Kathedralengarten, als Hexen und Schattenwandler sich gegenüberstanden.


    Und die Androhung von Blutvergießen erfüllte die Luft zwischen ihnen.

  • Finja.jpeg


    In die Kathedrale konnte sie nicht hineinsehen, nur der Schimmer der Hexenlichter drang nach draußen. Die Simmung war feierlich und etwas gespannt. Den Gabentausch selbst konnte man von draußen nicht erkennen, aber wer nur ein wenig feinfühlig war erkannte, dass an diesem Abend etwas besonderes geschehen würde. Es zeichnete sich ab, feine Linien im Geflecht der Magie, die sich immer stärker pulsierend abzeichneten.

    Dann ertönten auch noch die Glocken, just in dem Moment, als Silvea und Iago aufeinender getroffen sein mussten.

    Man hatte sie zuvor hineingehen sehen...

    Die Spannung spitze sich förmlich zu.

    Sahen es die anderen nicht?

    Auch wenn Finnja nicht mehr praktizierte, oder auch gerade deshalb, konnte sie es nicht vermeiden die Strömungen zu sehen und es fiel ihr schwer, ihnen nicht zu folgen, auch wenn sie das meist versuchte.

    Die Vollmondzeremonie hatte sie die letzen Male gemieden. An die Gabe kam man heutzutage auch auf anderem Wege. So versuchte sie es tunlichst zu vermeiden die vermaledeiten Heuchler aus ihrer Familie zu sehen. Diese Speichellecker, die, gemäß ihrer Rangfolge hoch erhobenen Hauptes mit den Fürsten und hohen Häusern der Hexen Einzug in die Kathetrale hielten. Diese selbstgerechten, doppelzüngigen...

    Aber heute war es anders, sie hatte gespürt, dass sie da sein müsste, dass irgendetwas...

    Dann geschah alles ganz schnell.

    Ein Silberband, Schwingen...

    Eine Entführung...

    Zumindest war es das was die Massen brüllten.

    Nein, Finnja war anderer Meinung.

    Auch sie hatte nicht damit gerechnet, nicht mit einem neuen Silberband. Es hatte auch schon zuvor welche gegeben, aber der Fluch war nicht gebrochen worden, die Hexe war immer gestorben. Ob es Mord war oder Schicksal oder ein Unfall... Die Leute hielten es für Vorsehung, aber Finnja war schon länger der Ansicht, jemand half dem Schicksal nach und wollte nicht, dass der Fluch aufgelöst wurde.

    Aber wenn die beiden ungleichen Kinder sich liebten, warum sollten sie nicht zusammen sein?

    Entstand so ein Band nicht nur dann, wenn die beiden sich liebten?

    Sie wünschte es sich für sie. Wenn sie sich etwas wünschte, dann eine glückliche Liebe zwischen ihren Völkern.

    Und wenn dann der Fluch aufgehoben wurde, dann sollte das so sein.

    Ob es ihr half war nicht klar.

    Zumindest würde sie ihre Liebe damals legitimieren, denn größer war der Unterschied auch nicht gewesen.

    Sie versuchte den beiden zu folgen ihr Blick heftete sich an sie und versuchte sie am Nachhimmel nicht zu verlieren.

    Sie würde ihnen folgen. Warum?

    Vielleicht aus Neugier, vielleicht war es auch Vorsehung.

  • Desmondeo.jpeg


    Desmondeo war wie bei fast jedem Gabentausch in den letzten Jahren an der Seite der Fabrians als Leibwächter anstatt mit seiner Familie in die Kathedrale eingezogen und hatte auch dort seinen Platz eingenommen. Nicht das während der Zeremonie gefährlich werden konnte... Dazu war die Zeremonie zu wichtig... Dennoch man konnte schließlich nie wissen. Wie immer versuchte er sich mit aller Macht dem Fluch entgegenzustemmen, nicht auf die Knie zu sinken während das Heulen zur zwölften Stunde aus seiner Kehle rang und doch wie jedesmal verlor er diesen Kampf. Zusammen mit allen anderen Wandlern sank er auf die Knie und die wertvollen Mondtränen verhärteten sich in seinen Händen. Wie sehr er es hasste an diesen Fluch gebunden zu sein, auf das Sonneblut der Hexen angewiesen zu sein, als ob sie auf einer Stufe mit ihm Stünden. Kurz blitzte Wut den Hexen entgegen, als er sich wieder fing, doch keiner schien ihm wirklich aufmerksamkeit zu widmen.


    Nach und nach folgte er den Fabrians bis zum Gabentausch auch wenn sein eigener erst später an der Reihe wäre. Schließlich war Iago an der Reihe. Es ging alles so unglaublich schnell. Ließ alle gebannt innehalten als wäre die Zeit eingefroren zusammen mit den beiden Glockenschlägen die quälend langsam verhallten. Rufe wurden laut, es war da es war entstanden und es hatte Iago getroffen. Das Silberband, auf das sie so lange gewartet, ja gehofft hatten, die Chance diesen Fluch endlich zu brechen und die Hexen ihrer gerechten Strafe zuzuführen! Niemand hatte vorrausahnen können das sie tatsächlich die Gelegenheit dazu bekommen würden und doch hatten sie sich darauf vorbereitet. Sein Blick ging zu Persecea ein kurzes Nicken, er suchte auch die anderen seiner Leute fühlte ihre Blicke auf sich doch dann kaum das er den Blick wieder zu Iago wenden konnte, kam aus der Stillstand plötzlich bewegung in nahezu alles. Silvea schrie auf, Desmondeo verfolgte noch Iago mit dem BLick der sich gen Himmel schwang so schnell das selbst ein Schattenwandler ihm kaum mit dem BLick folgen konnte vor dem Dunklen Hintergrund mit dem sie je höher er flog immer mehr verschmolzen. Bewegung, Rufe, Anschuldigungen... Die Reihen setzten sich in Bewegung, Desmondeo an forderster Linie zusammen mit Iagos Vater auf die Adamares zumarschierend. Er musste sich beherrschen bei ihren Anschuldigungen nicht die Kontrolle zu verlieren. Doch Das Silberband, das Ende des fluches war das wichtigste. Danach könnte er seine Rache haben und dafür würden sie die Unterstützung der Adamares Brauchen... Dcoh es würde nur eine offene aggressive Handlung brauchen und Desmondeo wusste, dass er dann nicht mehr wiederstehen könnte, seine krallen und Zähne ihn das zarte Fleisch der Hexen zu schlagen.

    Schädel pflastern meinen Weg
    Der eine finstere Seele trägt
    Das Schicksal hat mir Glück gebracht
    Zum Psychopathen mich gemacht



    Hinter mir türmen sich die Leichen
    Die sich einander wie die Menschen gleichen
    Ich sehe dich, du siehst mich nicht
    Ich seh dein Blut und es geht mir gut

  • Persecea blickte auf die erstarrten Tränen in ihrer Handfläche die das Mondlicht reflektierten und glitzerten. Eigentlich waren sie ja schön anzusehen, wären sie nicht das leidvolle Produkt von Unterdrückung, Schmerz und Demütigung. Die quälende Pein die einen jedesmal wieder ereilte und jeden ihrer mächtigen Schwestern und Brüder in die Knie zwang, obwohl sich keiner dem ergeben wollte. Aber sie mussten... Niemand konnte sich dagegen wehren... und immer wieder waren sie bei dieser Zeremonie dazu gezwungen vor ihnen zu Kriechen.


    Schwer atmend aber um Fassung bemüht rappelte sich die Schattenwandlerin neben den Fabrians wieder auf und wich jedem Blick aus , wischte sich mit dem Handrücken über die aufgebissene Unterlippe. Schmeckte für einen Augenblick ihr eigenes Blut, bis die Heilung einsetzte und der Schmerz langsam verklang.

    Persecea hasste es.. Scham gepaart mit unendlicher Wut auf dieses hämisch grinsende Hexenpack, die das auch noch jeden Vollmond so zelebrierten um ihnen vorzuhalten, dass sie von ihnen abhängig waren. Immer wieder wurde ihr nur bestätigt, dass es lange überfällig war, dass man den Hexen ihren eigentlichen Platz zeigen musste.


    Sie ließ mit steifer Haltung die Mondtränen in das Kästchen gleiten, welches ihr entgegengehalten wurde um die Gaben darin zu sammeln. Noch immer wich sie verbissen den Blicken aus.. Desmondeos.. und vor allem den der Fabrians, auch wenn sie bezweifelte, dass sie ihr gerade besondere Aufmerkssmkeit schenken würden. Jeder war so mit sich und der eigenen Entrücktheit in diesem Moment der Schwäche beschäftigt, dass jeder lediglich versuchte dieses Gefühl abzuschütteln und sich möglichst wenig dabei anmerken zu lassen, wie sehr das einen Jeden beeinflusste.

    Persecea folgte den Fabrians zum Gabentausch, während Desmondeo die andere Seite deckte. Nicht, dass sie hier einen Angriff befürchten mussten, doch es kam schließlich alles nur darauf an, welche Nachricht man dem Rest übermittelte. Macht, Stärke und Einfluss. Sie hörte den Leibwächter bis zu sich herüber mit den Zähnen knirschen und sah den Hass in seinen Augen. Doch er war so damit beschäftigt die Hexen anzufunkeln, dass er ihren mahnenden Blick nicht bemerkte. Noch war ihr Zeitpunkt nicht gekommen... Aber sie wären vorbereitet.. Die Herrschaft der Nacht würde heranbrechen. Persecea folgte Iagos Vortreten, während ihre Gedanken nur einen Sekundenbruchteil zurück in die Vergangenheit schweiften.

    Wie schnell er erwachsen geworden war.. sie beide..


    Die Schattenspringerin hoffte gerade nur auf das Ende dieser Veranstaltung. Das grelle Leuchten der Hexenlichter blendete ihre empfindlichen Augen und doch lag ihr Blick achtsam auf Jenen die es zu beschützen galt. Seraphia warf ihr silbriges Licht auf den Spross der Fabrians... Sie dachten, sie wären darauf vorbereitet doch war Persecea nicht darauf gefasst, dass es ausgerechnet ihn treffen würde. Es war als tat sich ein Abgrund auf, als das Silber vor ihren Augen die Verbindung zwischen den beiden Jungen Leuten bildete. Ein Stich ins Herz und nicht nur in Iagos. Ihr leises gehauchtes "Nein.." ging in dem Aufschrei Silveas und der Menge unter, während all ihre Befürchtungen zu rasen begannen und ihre sonst so taktische Denkweise mit Gefühlen überschattete.


    Angst... wie sie sie noch vor keinem noch so übermächtig scheinenden Gegner verspürt hatte. Er war noch nicht soweit! Iago war stark, doch diesen Fluch in dieser gesellschaftlichen Konstellation und in diesem Krieg, konnte er nicht überleben. Diese Furcht wohl die Erste, die sich manifestierte, weil er zwar viel Potential besaß aber noch nicht bereit für eine Auseinandersetzung war bei der er die Hauptrolle spielte, zumindest in ihren Augen. Diese Angst stachelte ihren Beschützerinstinkt an, dass sie von ihrem angestammten Platz, einen Schritt nach vorne wagte. Der nächste Gedanke und das ganze Ausmaß dessen, in welcher Gefahr er nun schwebte weil dieses Band zwischen ihm und diesem... zerbrechlichen und schwachem Ding bestand. Sie könnte sie wohl wie ein dünnes Ästchen zerbrechen...

    Und schließlich Pochte fast nervtötend ein kleiner Teil, den sie verdrängen wollte, aber nicht gänzlich konnte... Dass sie ihn an soetwas wie diesem dürrem Porzelanpüppchen verloren hatte. Dieses Band dass so unfreiwillig kam und ihn mit diesem Kind zusammenzwang... Wut und Angst lieferten sich einen erbitterten Kampf in einem Moment in dem sie eigentlich einen kühlen Kopf bewahren sollte.


    Dem ganzen Saal wurde langsam bewusst, was all das bedeutete, doch Perseceas Gedanken rasten. Nur ein Kurzer rückversichernder Blick zu Desmondeo. Er war wohl gerade jener der ihr in diesem Moment den meisten Schutz versprechen konnte. Natürlich war alles vorbereitet, theoretisch, ein Jeder hatte nur darauf gewartet, dass sich ein Silberband zeigte, nur nicht, dass es sich ausgerechnet bei ihm zeigen würde.. sie nickte zaghaft. Viel Unsicherer, als der Hüne es wohl von ihr gewohnt war. Aber es lsg an ihm diese Rebellion anzuführen. Die Anderen zollten ihm den Respekt wegen seiner Kraft und seinem Kampfeswillen. Persecea wäre in seiner Nähe um ihn zu leiten aber auch vor allem bei den Fabrians die es nun zu Schützen galt. Ihr Blick lag auf Iago.. Nur Sekundenbruchteile die verstrichen waren und doch fühlten sie sich wie eine Ewigkeit an.

    Sie hatte die Situation verkannt... Unter solchen Umständen hätte sich ersteinmal keiner offen eine Auseinandersetzung gewagt. Doch es war die Hexe der Adamares, die es tatsächlich wagte auf die beiden zuzugehen und die junge Hexe grob am Arm zu packen. Sie hätte die Zeichen deuten müssen. Früher und noch schneller reagieren und doch war sie unfähig sich zu bewegen. Es war eine kaum merkliche Regung von Iago die ihn verraten hätte.. Kaum mehr, als ein Anspannen seiner Muskeln.. Bis seine Schwingen ihren Blick einschränkten und er schon in den Himmel entschwand. Der Schrei Silveas verhallte in der Kathedrale und fast zeitgleich, ein jämmerlicher Versuch Perseceas, sich in den nicht vorhandenen Schatten zu verlieren. Ihre Gestalt verschwamm und wurde wieder deutlicher.

    Dafür war es hier zu hell... und das silberne Licht Seraphias verhöhnte sie geradezu, verwehrte ihr den vertrauten und schützenden Schatten und die Möglichkeit Iago vielleicht noch zu folgen... Nein, sie wäre ihm ohnehin nicht nachgekommen, dafür war Iago zu schnell. Doch das brachte auch Hoffnung, dass ihn kein Anderer einholen konnte. Vielleicht schaffte er es sich in Sicherheit zu bringen...


    Jetzt galt es die Familie zu beschützen, die sie als ihre eigene Auserkohren hatte. Mächtige Verbündete, die sie in ihrem Krieg auf ihrer Seite brauchten. Um schließlich die Schattenwandler Familien zu Einen, gegen die Hexen und ihre arrogante Einstellung ihnen gegenüber. Lange tötliche Krallen aus Schatten bildeten sich an ihren Händen, den Mund zu einem grausamen angsteinflösenden Grinsen verzogen, als sie sich in Leibwächtermanier schräg vor Iagos Mutter positionierte und die linke Flanke im Blick behielt. Diese verdammten Lichter waren zu ihrem Nachteil... Doch so leicht waren die nicht zum erlöschen zu bringen...

    Persecea fauchte unterschwellig, als die Anschuldigungen laut wurden. Iago hatte sie mit Sicherheit nicht entführt... er hatte dieses Hexenweib beschützen wollen! Vor ihren eigenen Leuten... Alles in ihr schrie nach Rache, doch durften sie nicht gerade jetzt den Kopf verlieren.

  • Corynn hatte den Tag über genug für ein ganzes Leben gelernt und nichts davon, dessen war er sich vollkommen sicher, war für ihn von der geringsten Bedeutung. Der Krieg zwischen Schattenwandlern und Hexen, der Fluch Seraphinas, das Silberband, das diesen einst wieder lösen sollte, Mondblut und Sonnentränen (oder war es umgekehrt) in der Nacht verrückt werdende Hexen und Schattenwandler mit Sonnenbrand… Corynn gähnte theatralisch, vom Runddach eines hohen Turmes hinab. Zu wissen, dass man Leuten mit Macht – und dazu zählten Hexen, wie Schattenwandler in Corynns Augen fast ausnahmslos – nicht trauen konnte, dazu brauchte er keinen ominösen Fluch oder blutroten Strom vor der Tür. Dennoch konnte er es sich nicht verkneifen, am heutigen Abend, wenn auch aus der sicheren Entfernunge eines nahezu unzugänglichen Turmdaches, das ominöse Geschehen weit unter sich zu verfolgen. Um das Gerede, die Gesichter, Namen… das Schaulaufen, kurz gesagt, ging es ihm dabei aber nicht. Einfach nur die Bewegungen der Massen, die von hier oben wie ein gigantischer Ameisenstaat auf ihn wirkten, wares, das ihn Interessierende, Beruhigende. Hach, wie ich es vermisse,im Wald einfach nur den Tieren zuzusehen, hinzugehen, wohin der Wind micht treibt, ohne irgendwelche unsichtbaren Territoriumsgrenzen von Schattenwandlern und oder Hexen zu verletzen. Unter ihm war die Bewegung der Menschen durch die Häuserschluchten, Mauern, Brücken, Wälle und Tore versperrt. Doch selbst hier oben, wo er sich wenigstens noch halbwegs frei fühlte, konnte er nicht hingehen, wohin er wollte.


    Dieser Turm hier, inklusive des darunterliegenden Bauwerks war eines der wenigen unbeanspruchten Orte in der gesamten Stadt, an welchem er seine Ruhe hatte und niemandem im Wege war. Angeblich verflucht, seit der Hausherr, der älteste Spross eines großen Handelsimperiums aus Jishya, unter mysteriösen Umständen verstorben war, beanspruchte das Jishya-Konsortium das alleinige Hausrecht, betrieb seine Geschäfte inzwischen aber in einem anderen Haus, auf der Flussseite der Hexen und ließ dieses Bauwerk darum zusehends verfallen. Und da Bruder Wind, im Gegensatz zu den umliegenden Bewohnern, in diesem Viertel, das Bauwerk für harmlos hielt, war der also seit seiner Ankunft, Corryns liebster Rückzugsort. Und weil er von der obersten Turmspitze aus gar noch das entfernte Geschehen um die Kathetdrale herum beobachten konnte… Eine Windboe riss ihn aus seinen Gedanken und richtete sein ganzes Augenmerk wieder auf das ferne Geschehen. Ein Raunen ging dort unten durch die ferne Menge, die sich, wie eine einzige gewaltige Welle, mit einem Mal zu bewegen schien und der Wind flüsterte irgend etwas von einem sich in das Dunkel der Nacht emporgeschwungen habenden Schatten und auch das Wispern von Gefahr und bevorstehendem Blutvergießen berührte seine Ohren. “Gehe heim, mein Freund, gehe heim!”


    Seltsam ernst klang das Wispern und so gar nicht verspielt, wie sonst zumeist. Irgend etwas war geschehen und zwei Bestrebungen rangen also nun in ihm, hielten ihn, der er noch immer flach auf dem Dach lag, an Ort und Stelle noch fest. Die eine Bestrebung war, die, die wohl ein jeder Jüngling kannte: Die Neugierde! Die andere Bestrebung war jene, die fast ein jeder gestandene Mann schon vernommen hatte: Die Vernuft. — Während die Neugierde ihn also anhielt, zu erfahren, was dort unten geschehen sein mochte, erinnerte ihn seine Vernunft daran, dass Bruder Wind ihn bisher noch niemals zu Unrecht vor etwas gewarnt hatte. Doch noch zählte Corynn nicht einmal 15 Winter und so siegte die Frage, was das denn für ein Leben wäre, wenn man immer und überall auf Nummer sicher nur ging!? Leise schickte er sich darum an, von dem Runddach aus auf die, von der von fünf Säulen getragene und überschatteten, Platform des Turmes hinabzugleiten. Danach dann müsste er nur noch durch die steinerne Luke und die morsche Leiter hinab steigen, die Wendeltreppen und leeren Räume, Hallen und verlassenen Treppenhäuser durchqueren, aus einem Fenster im ersten Stock auf die nördliche Begrenzunngsmauer zur Straße hinab steigen und sich dann »nur noch« den Weg durch die verwinkelten kleinen Gassen bahnen und schon wäre er so gut wie an der Kathedrale und damit am Ort des Geschehens angelangt.

    „Secrets and lies, that's how we grew up, and Albus... he was a natural.“ — Aberforth Dumbledore

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  • Wie lebendig die Nacht wirkte, als sich der Zorn in den Reihen der Hexen und Schattenwandler verdichtete. Dunkelheit strömte von den Wandlern aus und das Mondlicht fing sich in den Zaubersiegeln an den Hälsen der Hexen und ließ sie aufblitzen. Nicht wenige von ihnen fassten danach, bereit, Zauber auf ihre Feinde zu schleudern, auch wenn sie die Anwesenheit der Lichtstimme zögern ließ.


    Blutvergießen im Kathedralengarten. Jede Hexe schreckte instinktiv vor dem Gedanken zurück. Doch der Zorn … eine einzige Provokation … ein Angriff … sie würden genügen, um sie vergessen zu lassen.


    Allein Silveas Brüder wirkten bereit, jede Vorsicht zu vergessen. Thenas und Clivras würden die erste Gelegenheit nutzen, Blut zu fordern, daran bestand kein Zweifel. Es stand in ihre verzerrten Gesichter geschrieben.


    »Ihr werdet sie zurückbringen oder der Abgrund bricht über euch herein!«, schrie Thenas Adamares aufgebracht. Seine Hand ging zu seiner Seite, wo für gewöhnlich sein Degen zu finden war, doch sie griffen ins Leere.


    »Haltet den Mund, Thenas. Niemand wird im Haus der Lichtherrin eine Waffe ziehen und den heiligen Boden mit Blut besudeln. Verschwindet nach draußen, wenn ihr es darauf anlegen wollt. Gemeas Straßen haben genug Blut gesehen. Eures wird keinen Unterschied machen.“


    Die Lichtstimme trat hinter dem Altar hervor. Ihr weißes Gewand schimmerte im Mondlicht silbern wie eine Klinge und ihre Stimme wirkte schneidend. Sie breitete die Hände aus, als wollte sie die feindlichen Parteien auseinander drängen, doch sie musste niemanden berühren. Ihre Autorität genügte, um die Feindseligkeit abebben zu lassen.


    »Kein Schattenwandler würde seine Gefährtin jemals verletzen. Silvea könnte nirgends sicherer sein als in Iagos Armen.“


    Eine mächtige, grollende Stimme mischte sich ein. Magnas Angelis, der das Geschehen von seinem Platz neben dem Altar aus verfolgt hatte. War die Lichtstimme wie ein Lichtstrahl, so war er die flüssige, geschmeidige Dunkelheit der Nacht.


    „Sicher?“ Isobeia Adamares schnaubte verächtlich. Ihre Hand ruhte noch immer deutlich sichtbar an ihrem Hals. „Keine Frau ist in den Armen eines Schattenwandlers sicher. Meine Tochter ist entehrt!“


    „Mein Sohn würde keine Frau entehren, die seinem Schutz anvertraut ist.“ Auris Fabrian sprach mit ruhiger Autorität. Sie wirkte wie ein Felsen aus Mondstein. Ruhig und unerschütterlich, obgleich die Sorge um ihren Sohn in ihren Augen zu lesen war. Ihr Blick richtete sich wieder und wieder auf den Nachthimmel, an dem Iago verschwunden war. „Hättet Ihr Eure Tochter nicht so grob angefasst wie eine Dienstmagd, die in Euer Schmuckkästchen gegriffen hat, hätte er sie nicht vor Eurem Zugriff schützen müssen.“


    „Schützen?“ Isobeias bleiches Gesicht rötete sich. „Was wollt Ihr damit andeuten?“


    Die zarte, einst so schöne Isobeia. Die verblasste Blume, die selbst Eoras’ magische Kunst nicht hatte erhalten können und die unter ihren Geheimnissen verwittert war. Jetzt wirkte sie wie eine Furie, aus deren Fingern Klauen schlagen könnten.


    „Isobeia.“ Eoras Adamares legte die Hand auf die Schulter seiner Gemahlin, um sie zurückzuhalten. Er sprach ruhig und sein Blick war bekümmert auf die Wolken gerichtet, die keine Spur mehr von Iago offenbarten. „Kein Streit wird ändern, was geschehen ist.“ Er atmete tief ein und wollte weitersprechen, doch eine Frauenstimme unterbrach ihn.


    „Ob er sie mit seiner Tat entehrt hat oder nicht, spielt schwerlich eine Rolle, wenn Seraphias Fluch ohnehin ihre Heirat fordert.“ Candia Bredanis mischte sich zum ersten Mal ein. Die Fürstin des Sonnenhofes näherte sich aus dem Hintergrund. Sie wirkte bleich, aber gefasst. Ähnlich wie der Rest jener, der unbeteiligt geblieben war. „Sie sind eine Hoffnung. Die Hoffnung darauf, dass Seraphias Bann über uns ein Ende findet.“


    Murmeln folgte ihren Worten. Zustimmung. Niemand bemerkte, dass ein Schatten über Magnas’ Gesicht zog. Ein Ende des Fluches … ein Ende des Friedens. Ein Segen? Oder ein wahrhaftiger Fluch? Dennoch äußerte der Fürst seine Bedenken nicht.


    Stattdessen stieß er den Atem aus. „Findet sie und bringt sie zurück, damit wir dieses Silberband besiegeln können. Und niemand krümmt ihnen ein Haar, wenn er sich nicht vor mir verantworten will.“


    Seine Stimme klang dunkel und tief. Von einer düsteren Vorahnung erfüllt, die in manchem Herz keimen mochte. Denn waren Silvea und Iago nicht bereits tot?


    Sie mochten noch lebendig sein, als Iago zwischen den altehrwürdigen Villen landete. In dem verwilderten Park nahe der Cae’Cosmean. Als er Silvea ins Gras gleiten ließ, die nicht fähig war, sich auf ihren Beinen zu halten. Die auf ihr Handgelenk starrte und wieder und wieder mit geweiteten Augen den Blick zu dem Schattenwandler hob. Nicht sicher, ob sie laufen sollte … oder bleiben.


    Ja, sie mochten noch lebendig sein. Doch der Schatten des Todes war bereits über sie gefallen.

  • Erst die Lichtstimme, schaffte es mit ihrem Einschreiten, die Parteien soweit wachzurütteln, dass sie hier nicht im Affekt und in Anbetracht der heiklen Situation sofort aufeinander losgehen würden. Persecea verfolgte die Wortgefechte. Wollte Anschuldigungen Zähneknirschend abwehren, doch es stand ihr nicht zu, also schwieg sie gezwungenermaßen und beobachtetr weiter. Sie hörte die unterschwelligen und offenen Drohungen und behielt die beiden jungen Adamares und den Rest der so nah stand, dass sie ihnen gefährlich werden konnten im Blick. In wachsamer Körperhaltung schirmte sie Domia Fabrian vor einem potentiellen Angriff ab von der Seite ab, ohne ihren politischen Einflussbereich einzuschränken. Ein herausforderndes Funkeln lag in Perseceas mausgrauen Augen, das verriet, dass sie durchaus bereit war auf jede noch so kleine Regung der Hexen frühzeitig zu reagieren. Blut würde fließen.. früher oder später... und sie konnte es kaum erwarten.. Doch fürs erste wsr ein vermeintlicher Frieden wichtiger.


    Die Stimme des Nachfürsten erklang respekteinflösend und düster in der Kathedrale... Authoritär, als könnte man seine Macht förmlich greifen und ihr lief dabei ein Schauer über den Rücken. Er forderte, dass man Iago und das junge Ding suchen ging.. Und sie wollte dem nur zu gerne nachkommen. Ihnen ein Haar zu krümmen, lag ihr auch mehr als fern. Sie wollte Iago beschützen.. und damit auch erzwungenermaßen die Hexe.


    Persecea wandte sich mit verschwörerischer aber demütiger Haltung an ihre Herrin ihr Blick huschte kurz zu dem hünenhaften Schattenwandler während sie leise sprach.

    " Lasst mich und Desmondeo ihn suchen, Domia Fabrian. Wir werden ihn finden und beschützen." bat sie die Schattenwandlerin respektvoll. Auch wenn Iago es immer wieder geschafft hatte, vor ihren Wachsamen Augen zu fliehen, wenn er sich ungerecht behandelt vorkam, oder ihren Rat gerade nicht wollte.. hatte sie ihn doch schließlich irgendwann wieder gefunden und häufig überreden können.... Sie kannte ein paar seiner Rückzugsorte, doch würde der junge Schattenwandler kaum so unbedarft sein und die offensichtlichsten Orte wählen.

    " Bitte... Wir beschützen sie beide mit unserem Leben, Domia Fabrian." versicherte sie ihr dringlicher, diesmal kam es darauf an ihn vor all den anderen zu finden und ihn in Sicherheit zu bringen. Auch wenn sie nicht glaubte, dass die Kathedrale unbedingt der Sichere Platz war, war die Anweisung des Nachtfürsten doch eindeutig und nur diese Hochzeit konnte den Fluch brechen. Ihr oberstes Ziel, auch wenn ihr die Tatsache, dass es ausgerechnet Iago getroffen hatte, einen Stich versetzte. Jede Sekunde zählte. Und wenn der Hexe etwas passierte? ... Nein sie mochte sich garnicht ausmalen, was dann mit Iago passierte. Dieses verdammte Silberband!

  • Die Lichtstimme verschaffte sich gehör und trat für die Schattenwandler ein.... Sie Stand zwischen den beiden Seiten und doch war sie eine Hexe... Doch für den Moment gallt Desmondeos Augenmerk ohnehin den Brüdern Silveas. Schützend links von Faneo Fabrian die Muskeln deutlich angespannt, die Zähne drohend gebleckt und die beiden Brüder fokusierend, welche ihre Worte so unklug gewählt hatten. Nur zu gerne hätte er ihnen gezeigt über wem der Abgrund hereinbrach. Ihnen würde das Lachen noch vergehen wenn der Fluch ersteinmal gebrochen war und er ihn aufsuchen und ihm das Genick wie einen dünnen Ast brechen würde als Antwort für die hier ausgesprochene Drohung. Doch nicht jetzt... Der Nachtfürst sprach... Auch wenn er mit dessen Politik absolut nicht übereinstimmte, so konnte selbst er dessen Stärke und überwältigende Präsenz nicht leugnen. Seine Stimme allein genügte um klar zu machen, dass seine Worte ein Befehl waren, welchem sofort nachzukommen war. Zwar hatte er Iago in eine ungefähre Richtung entschwinden sehen, aber ob er diese beibehalten hatte und wo er gelandet war entzog sich vollends seiner Kenntnis... Er würde sich diesbezüglich auf Persecea und seine Leute verlassen müssen und war deßhalb froh darum, dass sie so schnell reagierte und vortrat. Aus den Augenwinkeln hatte er bereits einige Bewegungen wahrgenommen und er wusste nur zu gut, dass nicht alle wollten, dass der Bann gebrochen wurde... Sie müssten schnell handeln und Iago und seine.. Braut... vor diesen Leuten schützen, wenn sie eine Chance auf Erfolg haben wollten. Nicht das Iago wehrlos wäre... Aber er wäre im Moment wohl zu abgelenkt um einen Kampf gegen eine Übermacht zu überstehen und mit dem Mädchen an sein Leben gekettet... Musste er sie auch noch beschützen.. Nein er wäre deutlich im Nachteil sollten mehrere Angreifer auftauchen. Verdammt sie mussten sich beeilen. Desmondeo würde seine Leute anweisen etwaige Verfolger auszubremsen und ihnen Rückendeckung zu geben, während er mit Persecea, wie sie bereits vorschlug, die Vorhut des Suchtrupps bilden würde...


    "Wir werden die beiden finden und zurückbringen!" erklang seine Stimme fest und entschlossen und galt somit gleichermaßen als Einverständnis seinerseits zu Perseceas Plan und zugleich als Antwort auf den Befehl des Nachtfürsten. Es brauchte nur noch ein Zeichen der Fabrians und sie würden losstürmen.

    Schädel pflastern meinen Weg
    Der eine finstere Seele trägt
    Das Schicksal hat mir Glück gebracht
    Zum Psychopathen mich gemacht



    Hinter mir türmen sich die Leichen
    Die sich einander wie die Menschen gleichen
    Ich sehe dich, du siehst mich nicht
    Ich seh dein Blut und es geht mir gut

  • Corynn eilte durch die toten Hallen des verlassenen Hauses. Durch offene Kamine und zerbrochene Fensterscheiben jagte Bruder Wind und warnte, gemahnte zur Eile: “Nach hause, nach hause!” wisperte es ihm ins Ohr, doch schlug nicht den Weg zu seiner Bleie ein, hätte er dazu doch aus dem zerbrochenen Fenster in der Ersten Etage des Ostflügels steigen müssen, nicht aus hohen Küchenfenster an der Nordseite. “Nach hause, Kind; nach hause!” “Nein knurrte Corynn uneinsichtig, wie ein Kind, das noch zu sein er vehement bestritten hätte. Als er dann über die Nordmauer hin balancierte, stieß der Wind ihn regelrecht zurück, das Corynn sich regelrecht vorkämpfen musste, bis die Böen so rasch nachließen, das der junge beinahe vornüber von der Mauer gestoßen wäre. Der Wind … stritt! Eine neue Stimme, forscher, verspielter – wagemutiger, wollte zu dem Jungen: Falscher Weg, folge mir … bringe dich zu ihnen!” wisperte eine Windgeist ihm lockend zu. “Zu gefährlich … Sicherheit … Vaters Freund!”, fachte die vertrautere Stimme den entgegen, bis der Junge trotzig mit dem Fuß aufstampfte! “Du – bist – nicht – mein – Vater!”


    fauchte Corynn, woraufhin der ihm vertraute Windgeist verstummte, nur mehr das verlockende Säuseln des anderen Geistes ihn lotste. Und es ging nicht etwa zur Kathedrale hinab, sondern die Hänge hinauf, die vom Flussufer sich empor ragten. Statt zu den protzigen Herrschaftshäusern des dunklen Adels, ging es die Hänge hinauf, zu alten und verlassenen Villen, weit verfallener als jenes erst kürzlich verlassene Handelshaus, aus dem er kam und weit – auch wenn Corynn sich das niemals eingestanden hätte… unheimlicher! Zwei mal wollte der Windgeist ihn mitten durch vergessene Villen leiten, doch jedes Mal schlug der Junge einen Bogen, hastete durch Gärten, über Mauern und verlassene Wege entlang, doch niemals d u r c h eines jener vergessenen Häuser.


    “Dort, dort! Auf der Flucht, im Park, ein Mann, eine Frau und ein silbernes Band.” Und exakt das war der Moment, in dem Corynn wie von einem Blitz getroffen verharrte! “Sil- silbernes Band?” Gerade heute hatte er erst, der stattfindenden Zeremonie wegen, über den Fluch erzählen gehört und über ein silbernes Band, das den Fluch brechen sollte, in der Vergangenheit aber immer nur den Tod bedeutet hatte! “Komm!” wisperte der Wind, “komm und hilf, dort im Park, komm, komm…” Wie von einem unsichtbaren Band gezogen bewegte sich Corynn nun wieder auf den nahen park zu. Erst langsam und hölzern und erst nach weiterem Locken und Drängen des Windes immer schneller, bis seine Füße schließlich regelrecht über das Gras zu seinen Füßen hinwegzufliegen schienen. “Komm, komm, dort… hinter den Bäumen, gleich da, komm!”, lockte derweil der Wind und spornte ihn zu noch größerer Eile an, während eine leise – weit erwachsener klingende Stimme – in seinem Hinterkopf leise grübelte, ob er nicht doch besser auf den vertrauteren der beiden Windgeister hätte hören sollen.

    „Secrets and lies, that's how we grew up, and Albus... he was a natural.“ — Aberforth Dumbledore

  • »Geht«, erwiderte Auris auf Perseceas Wunsch, nach ihrem Sohn zu suchen. »Ich weiß, dass Ihr alles tun werdet, um meinen Sohn vor Unheil zu bewahren.«


    Die Stimme der Schattenwandlerin war von dem Vertrauen erfüllt, das sie in die Leibwache setzte. Vielleicht sahen ihre Augen mehr, als Persecea offenbaren wollte. Vielleicht blickte sie tiefer. Oder es war die Hoffnung einer Mutter, die von den Geschehnissen erschüttert war, die ihren Sohn zum Mittelpunkt Gemeas gemacht hatten.


    Auch Faneo Fabrian wirkte kaum mehr ruhig, als er Desmondeo zunickte. Ein stummes Zeichen. Im Gegensatz zu seiner Gefährtin war er niemals ein Mann vieler Worte gewesen. Aber in seinem Gesicht zeigte sich Sorge.


    »All unsere Hoffnung ruht auf Iago«, sagte er gepresst. Und seine Worte bedeuteten so viel mehr … nun, da er sich vor den Trümmern einer Hoffnung sah, die er lange gehegt hatte.


    Iago und Silvea ahnten derweil nichts von dem Aufruhr, der den Kathedralengarten heimsuchte. So wenig wie von dem jungen Sohn des Windes, der sich ihnen näherte.


    »Bitte, ich will Euch nichts Böses, Domia …« Iago stockte, als er sich bewusst wurde, dass er den Namen der jungen Frau nicht kannte. Seine Hand war ausgestreckt, zögerlich. Im Gegensatz zu Silvea war er sich der Bedeutung des Silberbandes so deutlich bewusst … des Drängens in seinem Inneren, das ihm zuschrie, sie vor jeder Gefahr zu schützen. So wie er es getan hatte, als ihre Mutter nach ihr gefasst hatte. Ein Instinkt. So tief in ihm verwurzelt, so schmerzhaft, dass er noch immer in seinen Gliedern bebte.


    Ihre Mutter … Iago legte die Stirn in Falten. Isobeia Adamares. Und plötzlich fand er den Namen des Mädchen, das vom Schicksal an ihn gebunden worden war.


    »… Domia Silvea«, sagte er fester und der Kopf der jungen Hexe zuckte zu ihm empor.


    »Ich weiß nicht, wer Ihr seid«, hauchte sie. Ihre Worte zitterten ebenso wie ihre Finger, als sie nach dem silbernen Band fasste. Fein wie eine Spinnwebe. Es verblasste allmählich und doch spürte sie es. Spürte sie … ihn.


    »Iago …« Der junge Schattenwandler leckte sich die Lippen.


    »Iago«, wiederholte Silvea und schüttelte den Kopf. »Warum … warum habt Ihr mich hierher gebracht?«


    »Weil ich es musste.« Iago ging vor der jungen Hexe in die Knie, wohl wissend, wie furchterregend er auf sie wirken musste. Ein Schattenwandler. Stark und hochgewachsen. »Ihr müsst mich nicht fürchten, Domia. Ihr werdet … niemals etwas vor mir zu befürchten haben.«


    Eine tief in ihm verwurzelte Wahrheit. Und auch Silvea konnte sie spüren. Denn sie streckte die Hand nach ihm aus. Vorsichtig und langsam, während der Wind das Laub zum Wispern brachte.

  • Domia Fabrians Worte brachten eine schwere Verantwortung mit sich, während die silbrig Grünenblauen Augen, Hoffnung und soetwas wie Vertrauen zu verheißen schienen. Etwas, dass Persecea ungemein Stolz machte und sie entschlossener in ihrem Entschluss werden ließ, trotz der erschreckenden Situation. Sie würde ihn mit all ihren zur Verfügung stehenden Mitteln beschützen. Nicht nur, weil ihr die Familie und Iago am Herzen lagen, sondern auch weil, ihrer aller Zukunft und die ganze Rebellion davon abhing, dass diese beiden Überlebten und diese Zeremonie stattfand.

    " Das werde ich." antwortete sie beschwörend mit einer letzten Verbeugung und ließ Schatten aufwallen, der sie durch ihre eigenen Reihen hinaus aus der Kathedrale begleiten sollte. Der Saal war zu hell erleuchtet, um allzu weit zu springen, aber sie musste auch für Desmondeo soweit sichtbar bleiben dass er ihr folgen konnte. Sie hörte bereits die Schritte des Hünen hinter sich, der sich zeitgleich mit ihr in Bewegung gesetzt hatte, sobald sie beide die Erlaubnis bekommen hatten.

    Die Grobe Richtung, in die Iago davon geflogen war, verhieß schon einiges über sein Ziel, doch er könnte auch nur einen Weg angetäuscht haben um letztendlich genau die gegengesetzte Zuflucht anzusteuern. Eine Entscheidung stand an... Persecea würde es Iago zutrauen, dass er eine List anwandte, um Verfolger abzuschütteln. Andererseits, war er mit Sicherheit von diesem Bann beeinflusst, dass sein logisches Denken darunter zu leiden hatte und er eben das nicht tat was die Vernunft einem riet, sondern er einen seiner Lieblingsplätze auswählen würde.

    Iago bevorzugte Plätze, hoch oben. Wo ihm keiner Folgen konnte, oder er einen Verfolger möglichst früh erkennen konnte. Die Stille in der Höhe fernab, der Verpflichtungen und mit einem verträumtem Blick über die Stadt. Dabei fielen ihr die Alten Villen am Berghang ein dessen Gebäude so einige hoch über der Stadt hinausragen vermochten Geschichten über die ehrwürdigen Villen, hatten ihn schon immer fasziniert in den Bann gezogen. Oder andere Hohe Türme, weil die Aussicht dort schön war... Sie alle abzulaufen würden sie nicht schaffen... Nicht wenn sie ihn zuerst und vor allen anderen finden mussten.

    "Ich habe den ein oder anderen Ort im Sinn." gab sie an Desmondeo weiter, sobald sie die Kathedrale verlassen und einen Großteil der Schaulustigen hinter sich gelassen hatten und nun durch die Gassen eilten.

    Persecea, Springend von einem Dunklen Schatten zum nächsten, nur um dann wieder ein Stück zu rennen, an den Stellen die von Laternen zu hell erleuchtet waren und somit Desmondeo den Weg zu weisen.

    Iago wäre nicht so dumm und würde ins Fabrian Anwesen zurückkehren... Also die alten Villen.. Zwei Höhere Türme lagen dazwischen, Orte, an denen er bereits früher schon einmal Zuflucht gesucht hatte. "Wir dürfen nur nicht verfolgt werden." mahnte sie den Schattenwandler an ihrer Seite und verschwand wieder in der Dunkelheit.

  • Finnja rannte einfach - was die Beine hergaben. Sie war nicht mehr die jüngste, aber immer eine gute Läuferin gewesen und sie war ausdauernd. Die kalte Nachtluft brannte in ihrer Lunge, der war es etwas anderes? Magie? Irgendetwas war in der Luft, irgendetwas braute sich zusammen und sorgte dafür, dass ihr eigenes Abbild aus Licht - welches sie imaginierte wann immer sie Schmerzen hatte und wieder reparierte indem sie die verfärbten Stellen glättete - sich derart verkrampft hatte, dass sie die Auswirkung auch körperlich spürte. Ja, wie auch nicht. Es funktionierte eben in beide Richtungen.


    Eine Weile lang hatte sie sie noch am Himmel sehen können, dann waren sie verschwunden. Als sie sie aus den Augen verloren hatte hielt sie inne, atmete tief durch. Wohin würde ein Schattenwandler das Mädchen bringen? Das wiederum hing von seinen Plänen ab. Wollte er sie töten um zu verhindern, dass das Band den Fluch brach? Dann auf einen der Türme.

    Ihr Blick suchte die Silhouetten, die sich vor dem dunkeln Himmel noch dunkler abzeichneten. Nein, irgendwie nicht.

    Wohin würde sie gehen, wenn sie allein sein wollte... wenn es ihr passiert wäre? Sicher nicht in die heimischen Hallen zurück, aber auch nicht zu den Hexen. Es gab nur einen Ort, der in Frage kam.

    Die Ruinen des alten Palastes.

    Kaum jemand hielt sich dort heute auf, hin und wieder Kinder, die Abenteurer spielten und von Zeit zu Zeit auch sie selbst, wenn sie alleine sein wollte. Dann verscheuchte sei die Kinder und streifte durch die Ruine. Es war nicht ungefährlich, manche Teile waren einsturz gefährdet, andere waren auch bereits eingestürzt. Kinder hatten hier ohnehin nichts zu suchen.

    Aber dorthin mußte sie, die Gewissheit wurde stärker und stärker.

  • Desmondeo nickte ebenfalls nur zur Bestätigung des erhaltenen Befehls und folgte Persecea aus der Kathedrale. Offen wagte sich hier niemand in den weg zu stellen und er wusste nur zu gute, das einige seiner Leute bereits draußen vor der Kathedrale auf Anweisungen warteten. Kaum das sie die Kathedrale verlassen hatten tauchte Marce aus einem Schattenhaften Nebel neben ihm auf. "Es ist so weit, wie lauten die Befehle?" fragte er grade herauß und in fast mitlitärischer Strenge. "Zweierteams... Teilt euch auf, wir übernehmen das suchen, ihr haltet uns den Rücken frei und verschafft uns Zeit, Behindert alle Hexen außer Silveas Familie die uns folgen wollen und auch alle Schattenwandler bei denen ihr sicher seit, dass sie gegen eine Aufhebung des Fluchs sind." Er nickte ernst und löste sich genauso auf wie er erschienen war, während Desmondeo versuchte mit Persecea sChritt zu halten. Sie war deutlich lichtfüssiger und ihre reise durch die Schatten nochmal deutlich effektiver und das obwohl selbst er nahezu jeden normalen Menschen deutlich abgehängt hätte allein schon was schnelligkeit anging, aber erst recht was Ausdauer anging. Also setzte er der SChattenwandlerin hinterher auf die er Vertraute, dass sie Iago am besten von ihnen allen kannte. Wenn jemand wüsste, wo er hin sein konnte, dann Persecea. "Gut." sagte er nur knapp auf ihre Auskunft. "Dann lass uns keine Zeit mehr verlieren." und damit beschleunigte er sein lauftempo was ein regelrechtes Trampeln auf dem Boden auslöste, weile r sich derart fest vom Boden abstieß um noch an Geschwindigkeit zuzulegen.

    Schädel pflastern meinen Weg
    Der eine finstere Seele trägt
    Das Schicksal hat mir Glück gebracht
    Zum Psychopathen mich gemacht



    Hinter mir türmen sich die Leichen
    Die sich einander wie die Menschen gleichen
    Ich sehe dich, du siehst mich nicht
    Ich seh dein Blut und es geht mir gut

  • Es gab in dieser Nacht viele aus den Reihen der Hexen und Schattenwandler, die sich auf die Suche nach den Trägern des Silberbandes machten und ihre Gründe waren vielfältig. Nicht alle Schattenwandler gehorchten den Befehlen ihres Fürsten. Nicht alle Hexen waren erpicht darauf, der Fürstin der Hexen zu dienen.


    Iago und Silvea ahnten indes nichts von der schwelenden Gefahr, als sie versuchten, zu verstehen, was mit ihnen geschehen war. Plötzlich verbunden durch ein Band zweier Seelen, das keiner von ihnen erwartet oder gewollt hatte. Und während Iago auf der Stelle von dem zarten Mädchen fasziniert war und nichts mehr wollte, als sie für alle Zeit zu schützen, fürchtete Silvea sich vor dem Schattenwandler.


    Ein Schattenwandler … wie unglaublich es war. Sie hatte Geschichten gehört, viele düstere Geschichten. Und doch … wie konnte sie diese Geschichten mit dem Mann in Einklang bringen, der jetzt zögerlich vor ihr kniete? Dessen Aufruhr sie spürte. Ebenso verwirrt wie sie selbst, ebenso erschrocken, ebenso bleich. Nein, sie fühlte keine Gefahr. Trotz aller Warnungen. Trotz aller wohlig gewisperten Erzählungen, die sie in ihrem jungen Leben belauscht hatte.


    Die junge Hexe leckte sich die Lippen und beinahe berührten sich die Finger der Hoffnung Gemeas, als sich Silveas Augen erschrocken weiteten. Ein Keuchen kam über ihre Lippen, als Rauchschwaden über den Boden glitten. Sie leuchteten silbern im Mondlicht und ballten sich um sie herum zusammen.


    Und dort!


    »Iago!«


    Ein warnender Ausruf, als sie die flüssige schwarze Tinte entdeckte, dunkler als die Nacht. Sie glitt über den Boden … auf sie zu …

  • Immer wieder huschte ihr Blick durch die Gassen auf der Suche nach Feinden. In den Himmel, um vielleicht - so unwahrscheinlich es sein mochte- die Geflügelte Sillhouette zu erhaschen und wieder auf die Gebäude die ihr Ziel bildeten... Und vor allem Zurück. Weil sie selbst ihren Lauf immer wieder bremsen musste. Desmondeo war ein schneller Läufer, selbst für seine schiere Muskelmasse, doch er konnte mit den Schatten nicht mithalten, die sich hier wie ein Geflecht aus Dunkelheit durch die Stadt zogen.


    " Du bist zu langsam." fauchte sie gepresst und ergriff seinen Arm. Auch wenn ihre Finger sein Handgelenk nicht umfassen konnten, sollte es funktionieren. Sie hatten es geübt... Wenn auch nie soweit... Sie wusste, es würde sie auszehren...

    Ihr die Kraft rauben, die sie für einen Kampf brauchte. Doch wenn sie Iago nicht vor allen anderen fanden, gab es ohnehin nichtsmehr wofür sie Kämpfen konnten. Ein Kampf im Offenen Feld, da war ohnehin Desmondeo die bessere Wahl.

    " Lauf einfach weiter. Ich führe dich." raunte sie ihm dringlich zu und zog in ihn die Schatten, wo sie sich gemeinsam auflösten und schneller durch die Schwärze glitten, eine größere Strecke hinter sich bringen konnten.

    Häuserwände flogen vorbei, Menschen, Schattenwandler und Kutschen.. Sie schreckten dabei einige Pferde auf, nahmen auch Opfer in Kauf, die Desmondeo, wenn auch unabsichtlich einfach umschubste, durch sein plötzliches Auftauchen in den heller erleuchteten Kreuzungen. Doch was kümmerten die Schattenwandlerin diese Leute?

    Sie kamen vorran. Sehr schnell, und Persecea wollte keine Schwäche zulassen, bis sie ihn gefunden hatte. Auch wenn sie spürte wie die Erschöpfung bereits an ihr zehrte.

    " Du wirst ihn allein beschützen müssen und die Hexe auch!." keuchte sie verbissen und suchte nur kurz dafür umso eindringlicher seinen Blick, bevor sie wieder in die Dunkelheit verschwanden.

    Die beiden Türme, konnten sie schnell ausschließen, also folgte sie dem direkten Weg zu einer der Villen... Einer dessen Gemälde er so gerne betrachtete... Einer von der Domia Fabrian ihm eine dieser romantischen Geschichten erzählt hatte. Ja da würde er sein! Er musste einfach.. Sonst konnte sie ihr Versprechen und ihren Schwur nichtmehr erfüllen.

  • Desmondeo schreckte für einen Moment zurück, wohlwissend was sie vorhatte und es war ein mehr als seltsames Gefühl von ihr mehr oder minder mit in die Schatten gerissen zu werden. Sie hatte es ihm ein paar mal gezeigt für Notfälle und das hier war definitv einer... Dennoch konnte er sich nur schwerlich an das Gefühl gewöhnen.. Der plötzliche Verlust des Bodens.. Die hohe Geschwindigkeit, das fehlende Gefühl seines Körpers und die macht die mit seiner schieren Kraft miteinging... Es war als löste es sich auf in den Schatten... Er war dort vollkommen ihrer Führung ausgeliefert... Nicht das er Persecea misstraute... Sie war eine derjenigen auf die er am meisten zählen konnte, was die Rebellion und ihr gemeinsames Ziel anging.. Dennoch war es nur schwer erträglich sich derart auszuliefern. Doch sie kamen bedeutend schneller vorran. Unbeteiligte passanten lernten immer wieder die Masse seines Körpers kennen und wurden teilweise regelrecht von den Beinen gefegt wenn sie wieder erschienen nur um kurz darauf wieder in den Schatten zu verschwinden. Um festzustellen ob ernstlich verletzt oder nicht reichte die Zeit definitv nicht und im Grunde spielte es auch keine Rolle. Das Silberband und die Sicherheit der Träger war das einzige was zählte.. Das einzige, dass ihnen die lang ersehnte Rebellion ermöglichen würde... Er wusste nicht genau wo Persecea hin wollte.. Erst als die Villen deutlicher in Sichtweite kamen wurde klar, wo sie ihn vermutete... Es könnte passen.. Er war zwar einer der Leibwächter Iagos und in seinem engeren Kreis, ihre unterschiedlichen Ansichten und seine teilweise von der Mutter anerzogene Gutherzigkeit, hatten jedoch verhindert, das sie beide mehr als Leibwächter und Schützling geworden waren... Von Freundschaft konnte nicht wirklich gesprochen werden und deßhalb war es eindeutig Persecea die ihn deutlich besser kannte.

    Schädel pflastern meinen Weg
    Der eine finstere Seele trägt
    Das Schicksal hat mir Glück gebracht
    Zum Psychopathen mich gemacht



    Hinter mir türmen sich die Leichen
    Die sich einander wie die Menschen gleichen
    Ich sehe dich, du siehst mich nicht
    Ich seh dein Blut und es geht mir gut

  • Alte verwilderte Straßen. Überwachsene Mauern und Straßenlaternen säumten die Aufwege zu den großen beeindruckenden Gebäuden, die auch wenn sie verfallen waren nichts an Ehrfürchtigkeit verloren hatten. Unter anderen Umständen wäre sie hier schneller vorran gekommen. Soviele angenehme Schatten, weil die Beleuchtung fehlte und soviele Erker, Mauern und Pflanzen die Dunkelheit mehrten. Doch die durchdringende Erschöpfung, Desmondeo als zusätzliche Last und Seraphias Licht wurden ihr zunehmender zum Verhängnis. Jeder erneute Sprung, brauchte eine enorme Überwindung.

    Der Schwindel überkam sie langsam aber sicher... Doch sie musste noch ein Stück weiter... Sie durfte nicht aufgeben bis sie ihn gefunden hatte. Die Abstände zwischen den Sprüngen verlängerten sich und der Weg auf den Beinen bestand gerade mehr daraus, dass sie sich an Desmondeos Arm abstützte, als andersherum, nur um sich dann erneut aufzurappeln und sich zum nächsten Schattensprung zu zwingen. Sie wollte vor dem Hünen eigentlich keine Schwäche zulassen...


    Noch ungefähr Hundert Schritt, aber mit einem Einblick in den mit wildem Flieder und Efeu umrangten Garten sprang Persecea aus dem Schatten. Wankend.. Aber sie hatte ihn endlich gefunden.. Erleichterung. Sie wollte sich ihm auch so nähern, dass er sie sehen konnte um ihn nicht zu verschrecken.

    "Wir müssen die Umgebung sichern." erinnerte sie Desmondeo schwer atmend und sah sich bereits hektisch um, als sie sich der Schatten bewusst wurde, die sich so unnatürlich verhielten. Sie ließ die Schattenkrallen entstehen, auch wenn sie sich für einen Kampf absolut nicht bereit fühlte. Erschöpft und doch, blieb ihr keine Wahl.

  • Zur falschen Zeit am falschen Ort.

    Irgendwie war es das immer.

    Ausgerechnet am Tag der Übergabe dieser ominösen Gaben war er in diesem unheiligen Fluss aufgetaucht.

    Rotes Wasser.

    Ja, es schmeckte tatsächlich nach Blut, Eisenoxid, aber noch andere Substanzen. Eine davon, ein Salz konnte Entzündungen heilen, er erkannte es am Geschmack.

    Allerdings war das gerade nebensächlich.

    Ausgesaugt zu werden war nicht unbedingt die schlechteste Art, zu sterben. Allerdings hätte er es vorgezogen, das mit einem weiblichen Schattenwandler zu erleben. Blieb man danach tot spielte es wohl keine Rolle, war dem aber nicht der Fall blieben ihm äußerst unerfreuliche und unfeine Erinnerungen mit einem jungen bleichen Mann im Gedächtnis.


    Wie lange war das nun her? Es war in der Zwischenzeit Nacht geworden, also nur einige Stunden.

    Und das bedeutete, dass er mitten hineingeraten war.

    Eilig kletterte er ans Ufer und zog sich hoch. Eine gute Stelle, kaum Leute - Menschen oder Andere. Das bedeutete aber auch, keine Kleidung.

    Er hatte ein Depot, in den Ruinen, dort traf man selten jemanden und wenn man dort nackt erwischt wurde macht sich jeder in der Regel seinen Reim auf die Sache und jede Erklärung war besser als die Wahrheit.

    „[...] es ist verlockend, wenn das einzige Werkzeug, das man hat, ein Hammer ist,

    alles zu behandeln, als ob es ein Nagel wäre.“

    1966, Abraham Maslow, Psychologen

  • Sie wurde verfolgt... das spürte sie ganz deutlich, und sie kamen näher.


    Wer es war konnte nicht genau sagen, aber es waren Schatten. Die Fürstenfamilie selbst, ihre Handlanger... Klar, sie hatten alle das selbe Ziel... Zumindest lokal betrachtet. Welchen Ausgang der Gesichte die Gegenseite wünschte konnte sie nur erahnen.


    Dann hatte sie die Ruinen erreicht.


    Hier jemanden zu finden war müßig.


    Sie rannte immer noch, und langsam ließ ihre Kondition nach. Sie atmete schwer...


    Es gab verschiedene Verstecke, hier ein herabgestürzter Zwischenboden, der eine kleine Laube bildete, von Efeu überwachsen ein gutes Versteck... Nichts. Dort ein verstürzter Gang, von Moos und Farnen verborgen... Nichts außer einem nackten menschlichen Mann, der sich gerade wieder ankleidete.

  • Und just in dem Moment starrte er in die Augen einer Frau.

    Galanter Weise hatte er sagen wollen 'einer jungen Frau' und das war sie vermutlich auch, bedachte man seine komplizierte Geschichte, war sie das wohl auch, aber aus ihrer Sicht wer er sicher gute 10 Jahre jünger. Dennoch, eine gutaussehnde Person. Großs, blond bis rothaarig, sportlich. Vielleicht lag es auch an seiner kürzlichen Erfahrung...


    Wenige Augenblicke zuvor war bereits ein Schattenwandlerpärchen über seinen Kopf hinweg geflogen. Ja, geflogen. Deswegen konnte das nur jemand aus der Fürstenfamilie sein, und das blitzende silberne Band... In diese verdammte Sache wollte er nicht hineingezogen werden. Sie waren im Park gelandet und er hatte es nun eilig, sich anzuziehen und so viel Strecke wie möglich hinter sich zu bringen ehe die Hölle losbrach.

    Und nun starrte ihn diese Frau an.

    Er wollte schon: "Besetzt." rufen, besann sich aber. Sie schien etwas zu suchen und starrte ihn konsterniert an.

    "Der Flattermann ist im Park gelandet. Kann ich mich jetzt in Ruhe anziehen? Danke."

    „[...] es ist verlockend, wenn das einzige Werkzeug, das man hat, ein Hammer ist,

    alles zu behandeln, als ob es ein Nagel wäre.“

    1966, Abraham Maslow, Psychologen

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